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Die Wachstumsfalle

China ist “in”. Indien noch mehr. Die “Next Eleven” (gemeint sind die nächsten elf Länder, die zu Wachstumsmärkten konvertieren werden, z.B. Ägypten, Indonesien und Mexiko) warten in den Startlöchern. Mutige setzen jetzt schon auf Afrika! So oder so ähnlich lesen sich die Newsletter und Ankündigungen der großen Fondshäuser. Und auch schon mancher konservative Sparkassenbankberater raunt seinen Kunden das Zauberwort “Emerging Markets” ins Ohr. Was ist davon zu halten?

Beispiel China: Momentan erlebt der chinesische Markt eine überschäumende Entwicklung. Das durchschnittliche KGV liegt ungefähr bei 50 und IPO-Aktien werden den Investmentbanken von (meist) Privatanlegern aus der Hand gerissen. Sollte man heute nicht möglichst viel Geld in die “Märkte der Zukunft” investieren? Von diesem Boom profitieren? Ist es nicht klar, dass Volkswirtschaften wie China, Indien oder Indonesien das größte Wachstumspotenzial haben?

Keine gute Idee, wie Jeremy Siegel (Finanz-Prof. der Universität Wharton, USA) durch die Analyse umfangreicher Datenreihen herausfand. So zeigt sich, dass es einen negativen Zusammenhang zwischen Wirtschaftswachstum und Aktiengewinnen bei den wichtigsten Emerging Markets gibt. Schon zwischen 1987 und 2003 lag China beim Wirtschaftswachstum ganz vorne, doch im Durchschnitt mussten Investoren sogar Verluste bei ihren Aktienanlagen akzeptieren. Wie erklärt sich dieses unlogisch anmutende Ergebnis? Aktien in den angeblich “attraktivsten” Märkten (also mit hohem Wirtschaftswachstum) wurden häufig zu überteuerten Preisen eingekauft mit der Konsequenz, dass immer wieder Einbrüche (trotz guter Konjunktur) zu verkraften waren. Wenn also der hohe Preis einer Aktie oder eines ganzen Index (bspw. gemessen an einem hohen KGV) zukünftige Wachstumsraten impliziert, die noch höher liegen als die tatsächlich erreichbaren (auch hohen) Wachstumsraten einer Wirtschaft oder einer Branche, ist langfristig ein Kurseinbruch unvermeidbar. Es scheint, dass heute viele der modischsten Emerging Markets wieder dieses Risiko der hohen Preise bergen. Was empfiehlt Siegel? Aktien in Emerging Markets sollten nur in eher kleiner Beimischung im Depot gehalten werden. Global aufgestellte Blue Chips (mit hohen Geschäftsanteilen in den Wachstumsmärkten), die zu vertretbaren Preisen erworben werden können, stellen dagegen eine wesentlich risikoärmere Methode dar, vom globalen Boom der Emerging Markets zu profitieren.

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