Die Finanzwelt scheint davon überzeugt zu sein, dass die Krise des so genannten “Sub-Prime-Marktes” (Hypotheken für schlecht beleumundete Schuldner) in den USA den starken Fall der Aktienmärkte in den USA, Europa und Japan ausgelöst hat.
Doch ist die Erklärung wirklich so einfach? Die NZZ weist in ihrer heutigen Printausgabe darauf hin, dass lediglich 10% der Hypotheken im US-Markt an Schuldner mit minderer Bonität vergeben sind (circa. 1000 Mrd. USD). Davon wiederum seien nur 160 Mrd. USD verbrieft und als CDO (Collateral Debt Obligation) gestückelt worden. Diese verbrieften Kredite, die dann z.B. an Banken und Hedge-Funds weitergegeben wurden, sind derzeit das eigentliche Problem, da häufig unklar ist, ob und welche Kreditausfälle bei solchen Papieren zu erwarten sind. Im Vergleich zum gesamten Markt haben die problematischen Kredite aber relativ geringe Umfänge.
Nun mag es ja sein, dass die “Hypothekenkrise” ein Anlass für die rutschenden Märkte ist. Man sollte jedoch nicht vergessen, dass abrupte kurzfristige Marktbewegungen keinen Anlass und keine Ursache benötigen. Finanzmarktbeobachter neigen nur immer sehr schnell dazu, jede Marktbewegung mit Begründungen und Geschichten zu versehen, die gut klingen mögen aber kaum die Komplexität der Realität widerspiegeln.
Interessanterweise scheinen andere mögliche Probleme weit in den Hintergrund zu rücken. Dass im vergangenen Jahr z.B. mit über einer halben Billion USD die doppelte Menge an Kapital in die Schwellenländer geflossen ist als noch im Jahre 2003, scheint die Anleger weit weniger zu beunruhigen als die Hypotheken in den USA. Ganz im Gegenteil: Insbesondere Private-Equity-Mittel fließen mit zweistelligen Zuwachsraten in die Emerging Markets. Dass der Investitionsboom – insbesonder in Asien – nicht ewig so weiter gehen kann liegt auf der Hand. Doch von Unruhe keine Spur. Wie heißt es doch so schön? “I worry less about advertised and sensational risks, more about the more vicious hidden ones“.
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