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Kampf gegen digitale Monopole?

Google hat das Suchmonopol. YouTube hat das Videomonopol. Wikipedia hat das Lexikonmonopol. Facebook hat natürlich das soziale Netzmonopol. Und so weiter, und so fort. Täglich werden digitale Grosskonzerne (notabene fast immer US-amerikanischen Ursprungs) auf Grund ihrer angeblichen Monopolstellung angegriffen.

So auch heute wieder in der FAZ:

Mit ihrer Positionierung in der Urheberrechtsdebatte zeigt die Wikipedia, wie gefährlich digitale Monopole sind: „Wikipedia“ steht als Synonym für „Enzyklopädie“, „Youtube“ für „Videos“, „Spotify“ für „Musik“, „Google“ für „Suche“. Entgegen der Annahme, das Internet mache „Gatekeeper“ im Informationsfluss überflüssig, entstehen durch den Netzwerkeffekt neue Schleusenwärter. Jeder Nutzer muss an ihnen vorbei. Haben diese Akteure eine eigene Botschaft, wird sie jedem serviert.

Der Autor Lukas Schneider (Grüne) arbeitet bei der “Denkfabrik” Mindbase. Die Bezeichnung von Unternehmen als “Monopol” dient dazu, alle möglichen regulatorischen Eingriffe zu rechtfertigen. Das reicht von der Veränderung des Urheberrechts bis hin zur kompletten Zerschlagung der digitalen Plattformen, wie von US-Senatorin Warren vorgeschlagen. Schon in der Vergangenheit wurden grosse Konzerne mit Hilfe der Antitrust-Gesetzgebung zerschlagen – ein Beispiel ist Standard Oil oder AT&T.

Doch was ist eigentlich ein ökonomisches Monopol? Und sind die digitalen Grossplattformen tatsächlich Monopolisten?

Wird der gesamte Markt für ein Gut durch ein einziges Unternehmen bedient, so spricht man von einem Monopol. Auf der Palette möglicher Marktformen stellt das Monopol den Gegenpart zur vollständigen Konkurrenz dar, bei der jeder einzelne Anbieter so klein ist, dass er mit seiner Produktion keinerlei Einfluss auf den am Markt erzielbaren Preis besitzt. Quelle: Wirtschaft und Schule

Man sieht hier: Neben dem Monopol und der vollständigen Konkurrenz gibt es noch vielfältige Zwischenformen; Duopol, Oligopol usw. gehören dazu. Die entscheidende Frage ist aber nun, wie man den Markt für ein bestimmtes Gut abgrenzt. Nehmen wir dazu einmal den Markt für die Suche im Internet und damit verbundenen Anzeigen. Ist Google hier ein Monopolist? Wenn man diesen Markt in seiner Gesamtheit betrachtet sicherlich nicht. Denn es gibt natürlich viele Wettbewerber für Google: Bei der Suche nach Produkten für das Online-Shopping läuft Amazon Google inzwischen den Rang ab. Bei Suchen nach wissenschaftlichen Begriffen liegt Wikipedia vor Google. Bei der Suche nach Hotels stehen Booking und Trivago weit vor Google.

Je feiner man jedoch den Gesamtmarkt für Suche aufspaltet, desto eher findet man Bereiche, wo Google tatsächlich ein weitgehendes Suchmonopol hat. Andererseits gibt es viele Nischen, in denen es Anbieter gibt, die spezialisierte Internetsuchen anbieten. So kann man für fast jede Stadt unter den “gelben Seiten” Anbieter für Dienstleistungen aller Art finden. Oder jameda bietet Listen von Ärzten, inklusive Bewertungen und Nutzerkommentaren an. Es gibt eine Vielzahl von Suchseiten für Hotels, Restaurants und Ferienwohnungen etc. etc. Man sieht also, dass in vielen (und gerade den profitablen!) Marktbereichen es erfolgreichen Wettbewerb für Google gibt. Betrachtet man den Gesamtmarkt ergibt sich, dass Google vielleicht der stärkste einzelne Player ist, der über alle Marktsegmente hinweg seine Leistungen anbietet, aber je nach Segment von einer Vielzahl von Mitbewerbern konkurrenziert wird. Bei einer Gesamtbetrachtung des Suchmarktes gilt also eindeutig, dass Google keinesfalls das ökonomische Monopol in diesem Markt.

Aber möglicherweise hat ja Google gegenüber den Kunden eine einseitige Preissetzungsmacht? Ein Argument, das oft pro Regulierung angeführt wird, ist die Fähigkeit von Google seinen Kunden die Preise zu diktieren. Die operative Marge, die der Google-Mutterkonzern Alphabet für das Segment “Google” in 2018 ausweist, liegt bei rund 26%. Dies ist ein Hinweis auf eine gewisse Preissetzungsmacht. Alleine die Tatsache, dass Google (zumindest heute) ein sehr profitables Geschäft betreibt und über eine siginfikante Preissetzungsmacht verfügt, ist kein ausreichender Grund für den Staat, in diesen Markt einzugreifen. Denn Googles Marktmacht wird effektiv durch eine Vielzahl grösserer und kleinerer Konkurrenten eingeschränkt, wenn auch nicht komplett neutralisiert. Kunden haben heute jederzeit Alternativen, ihre Produkte und Services auf anderen Such- oder Verzeichnisplattformen zu bewerben. Sie können ihre Produkte je nach Kategorie bei Amazon bewerben, in alternativen Verzeichnissen auflisten oder andere Suchmaschinen nutzen. Es gibt faktisch nur sehr wenige Produktkategorien, wo der Kunde heute keine Werbealternative besitzt.

Darüber hinaus ist die Dynamik im Internet so gross, dass auch Google im wieder von neuen Mitbewerbern angegriffen wird. So hat z.B. in den letzten Jahren das Aufkommen von Streamingdiensten für Musik die Suche auf Google nach Musikstücken praktisch gegenstandslos gemacht. Nicht umsonst versucht YouTube (eine Marke von Google) einen eigenen Streamingdienst zu etablieren, was bei der Konkurrenz von Spotify, Apple Music oder Amazon Music nicht einfach wird.

Die Einschränkung von Technologieplattformen durch Kartellregulierung ist also unsinnig. Nicht nur dass die Regulierung einer Plattform auch die Regulierung anderer Firmen nach sich ziehen würde. Es steht zu befürchten, dass Innovationen – sei es von Google oder von Wettbewerbern – verhindert werden, da man ins Fadenkreuz der Regulierer kommen könnte (und mit horrenden Geldstrafen rechnen muss). Die einzige vernünftige Antwort auf Märkte mit wenigen Anbietern kann nur lauten, mehr Wettbewerb und mehr Markt zu fördern. Weniger Hürden für Unternehmensgründer wäre ein Anfang. Der Abbau von Zollschranken und Handelshemmnissen wäre ein weiterer wichtiger Schritt.

Google, Facebook, Amazon und andere Plattformen sind ein dankbares Angriffsobjekt für linke und rechte Populisten. Denn man trifft damit ausländische Unternehmen und kann gut vom “nationalen Interesse” schwadronieren. Doch was hier unter den Tisch fällt ist der immense Nutzen, den diese Plattformen für die Kunden schaffen – und zwar auch in Europa. Denn dass diese Technologiefirmen so gross werden konnten, liegt nicht an einem perfiden Monopol, das ihnen von irgendeiner Instanz verliehen wurde (denken wir nur an die Post und ihr Briefmonopol). Es liegt schlicht und einfach daran, dass sie für ihre Kunden einen gigantischen Merhwert geschaffen haben.

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