Als Privatanleger fragt man sich wieder einmal, warum sich so genannte Profis im Finanzgeschäft (aka “Professionelle Anleger” oder “Institutionelle Anleger”) weiterhin mit dem Begriff professionell schmücken dürfen.
Der Fremdwörter-Duden übersetzt das Wort professionell mit dem deutschen Begriff fachmännisch. Und darauf halten sich die Profianleger viel zu gute, vor allem wenn den Privatsparern neue Produkte verkauft werden sollen. Da wird mit Fachwörtern nur so um sich geworfen, von Alpha, Beta und Performance ist die Rede, von Zielrendite, Stabilität und Sicherheit.
Weit her sein kann es damit nicht: Heute Morgen beschreibt die NZZ, wie inzwischen auch Geldmarktfonds, dereinst als ultrasicher angepriesene Anlageinstrumente, in den Hypothekenstrudel gezogen wurden. Viele Geldmarktfonds-Manager haben nämlich mit US-Hypotheken hinterlegte Wertpapiere ihrem Geldmarkt-Portfolio beigemischt und zwar in dem naiven Glauben, dass die häufig AAA oder AA benoteten Papiere schwankungsfreie hohe Renditen erlauben und damit die Performance ihrer Geldmarktfonds etwas aufpeppen. Leider haben die Profimanager nicht daran gedacht, dass auch die Profi-Ratingagenturen (wieder einmal) falsch liegen könnten und dem schuldenfinanzierten Hausbaufeuerwerk in den Staaten irgendwann die Rakten ausgehen könnten (ein Zusammenhang, der sich jedem deutschen Häuslebauer ohne weiteres erschließt). Die NZZ nennt hier übrigens Fonds von Schroders, Julius Bär, LGT, CS und anderen renommierten Häusern, die zum Teil erhebliche Verluste beim Netto-Inventarwert hinnehmen mussten.
Kein normaler Privatanleger würde einem Unternehmen oder einer Privatperson Geld leihen, die er nicht kennt. Denn Vertrauen entwickelt sich erst dort, wo die Bonität von Schuldnern gut eingeschätzt werden kann. Kaum jemand hat (berechtigterweise) die Hoffnung von einem Unbekannten, der sich 10 Euro am Banhnhof “leiht” jemals Geld oder Zinsen wiederzusehen. Professionelle Geldanleger sahen jedoch kein Problem darin, als sicher verwahrtes Geld ihrer Anleger in Schuldtitel zu investieren, die von einem Misch-Masch von ihnen völlig unbekannten Schuldnern begeben wurden, deren Qualität nicht nur zweifelhaft sondern nicht einschätzbar war.
Da fragt man sich nur noch, wen hier eigentlich die größte Verantwortung trifft: Die Fondsmanager der Anlagegesellschaften oder die Ratingspezialisten der Ratingagenturen? Letztendlich ist es unerheblich, denn die Zeche zahlt der private Anleger direkt oder indirekt. Denn nicht nur der Renditeverlust im eigenen Depot bei angeblich “sicheren Anlagen” ist zu verschmerzen, auch Pensionskassen, die traditionell konservativ anlegen, und Steuerzahler, die mal wieder ein paar Banken retten müssen, leiden unter solchen Profis.
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