Die landläufige, akademische Investmenttheorie geht von zwei Grundrisiken bei Aktienanlagen aus. Zum einen gibt es das “unsystematische Risiko”, das nur einzelne Titel oder Unternehmen betrifft (z.B. ein Streik bei einer Firma oder der Absturz des Firmenjets) und und zum zweiten ist da das “systematische Risiko” (auch Marktrisiko genannt), welches die Gesamtheit einer gesamten Anlagekategorie betrifft. Unsystematische Risiken können nach dieser Theorie durch eine möglichst breite Diversifikation von Anlagetiteln eliminiert werden. Systematische Risiken bleiben in einem Portfolio bestehen. Das übliche Maß zur Risikomessung ist die Volatilität eines Einzeltitels oder eines Portfolios von Titeln. Die Volatilität beschreibt nichts anderes als die Schwankungsbreite der Renditen eines Titels um ihren Mittelwert. Einfach gesagt: Je höher die Schwankungen (positiv oder negativ), desto höher das Risiko.
Wie immer haben Valueanleger an dieser orthoxen Theorie herumzumeckern. Zum einen ist es natürlich unverständlich, warum positive und negative Abweichungen gleich gewichtet werden. Zum anderen ist auch die Frage zu stellen, ob das Risiko tatsächlich dann am höchsten ist, wenn ein Titel oder der ganze Markt stark gefallen ist. Ein Kursrutsch führt zu hoher gemessener Volatilität und somit zu hohen Risikowerten. Der Valueanleger wird in vielen Fällen jedoch genau das Gegenteil behaupten: Ein niedriger Einstiegspreis bei einer Aktie vermindert das Risiko erheblich.
Natürlich lehnt die Theorie des Value-Investments Diversifikation eines Portfolios nicht grundsätzlich ab. Doch bestehen grundlegende Zweifel daran, ob es tatsächlich alleinseeligmachendes Mittel zur Riskoeliminierung sein kann. In der Regel sind Portfolios von Valueanlegern deutlich konzentrierter als Portfolios, die mittels der “effizienten Portfoliotheorie” konstruiert werden.
Der Valueanleger hat eine Reihe riskoreduzierender Ansätze, die von der herkömmlichen Theorie übersehen werden:
Anlagen innerhalb des eigenen Kompetenzbereichs: nicht nur Warren Buffett hebt immer wieder hervor, dass es nur Sinn macht in Unternehmen zu ivnestieren, deren Geschäftsmodell für den Anleger verständlich ist. Dies führt naturgemäß auch zu einer Risikoreduktion, da das Unternehmen keine “Black Box” für den Anleger darstellt.
Sicherheitsabstand (“Margin of Safety”): Anlagen in Unternehmen, die nach eingehender Prüfung als stark unterbewert gelten , schützen in der Regel vor langfristigen Verlusten.
Konzentration auf Unternehmen mit verteidigbarem Wettbewerbsvorteil: Valueanleger lieben Unternehmen mit starken Marken oder anderen Wettbewerbsvorteilen, die nicht leicht erodieren. Auf der anderen Seite sind Unternehmen in schnelllebigen Branchen, z.B. der Softwareindustrie, aus Valuesicht oft verpönt, da technische Vorsprünge schnell von Wettbewerbern aufgeholt werden können (man denke nur an das schnelle Ende vieler Web-Technologie-Firmen nach dem Jahr 2000).
Alle diese Maßnahmen sind naürlich nicht so einfach in eine Formel zu packen und zu messen wie “Volatilität”. Doch die stabilen Erträge einer Berkshire-Hathaway oder anderer Valueinvestoren sprechen Bände im Hinblick auf den Erfolg des alternativen Risikokonzeptes in der realen Welt. Oder wie schreibt Mohnish Pabrai in seinem Buch “The Dhandho Investor – The Low Risk Value Method to High Returns” so schön: “Kopf: ich gewinne. Zahl: ich verliere nicht viel.”
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