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Schwarze Schwäne…

…werden von den meisten Menschen für nicht-existent gehalten. Doch das stimmt nicht. Schwarze Schwäne gibt es sehr wohl, nur extrem selten. “The Black Swan” heißt das aktuelle Buch von Nassim Nicholas Taleb – es handelt von extrem seltenen, nicht vorhersehbaren aber folgenreichen Ereignissen. Solche Ereignisse nennt Taleb “Black Swans”.

Talebs Hypothese ist, dass die Gesellschaft wesentlich stärker von Schwarzen Schwänen beeinflusst wird als uns das bewußt ist: Der 11. September 2001, der massive Börsencrash 1987 und der Internet-Boom waren schwarze Schwäne. Nicht dass es im Nachinein eine Menge schlauer Professoren und Journalisten gegeben hätte, die ganz genau erklären konnten, warum das Ereignis zu erwarten ja unvermeidbar war. Doch haben alle diese Erklärungen gemeinsam, dass sie immer ex-post erfolgen. Nach Taleb ist genau das übrigens ein typische Kennzeichen Schwarzer Schwäne: Menschen haben immer die Tendenz, solche unerwarteten, folgenreichen Ereignisse zu rationalisieren und Muster zu erkennen, wo keine sind.

Doch warum rechnen Menschen nicht mit Schwarzen Schwänen? Dies liegt daran, dass wir mental in einer Welt der Normalverteilung leben. Wir schließen vom Vergangenen auf das Zukünftige und können uns lediglich Abweichungen vorstellen, die sich vom bisher beobachteten Mittelwert in geringem Maße unterscheiden. Statistische Ausreißer werden nicht ins Kalkül gezogen. Genau aus diesem Grunde konnte sich auch kaum jemand Anfang des Jahres 2003 vorstellen, dass sich bspw. der DAX innerhalb von vier Jahren mehr als verdreifachen würde (ein positiver Schwarzer Schwan).

Investoren empfiehlt der Autor, den üblichen Risikobetrachtungen und Marktprognosen keine Beachtung zu schenken:

“I worry less about the advertised and sensational risks, more about the more vicious hidden ones… I worry more about matters that lie outside our consciousness. (….) I am very aggressive when I can get exposure to positive Black Swans … and very conservative when I am under threat from a negative Black Swan.” (Ich fürchte weniger die bekannten und sensationslüstern verfolgten Risiken, mehr die gefährlichen weil versteckten. Ich fürchte mehr jene Dinge, die außerhalb unseres Bewußtseins liegen. Ich bin angriffslustig, wenn ich von den positiven Auswirkungen eines Schwarzen Schwans profitieren kann und extrem konservativ, wenn ein negativer Schwarzer Schwan droht.)

Taleb hat definitiv recht mit seiner Kritik an herkömmlicher Risikobetrachtung und Ex-Post-Rechtfertigungen. Ob Schwarze Schwäne im langfristigen Lauf der Dinge wirklich einen solch massiven Einfluß auf die Menschheit ausüben ist aber meines Erachtens doch eher zweifelhaft. Sicherlich war der Aktiencrash 1987 unerwartet, massiv und für viele Anleger traumatisch. Doch über den Horizont einiger Jahrzehnte betrachtet stellt dieser Crash nur eine kleine Delle auf dem Aktienchart dar. Nassim Nicolas Taleb ist übrigens vor kurzem ein Engagement beim Hedge-Fund Universa Investments (Santa Monica) eingegangen. Da kann man nur viel Erfolg bei der Schwanenjagd wünschen…

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