Der Sicherheitsabstand, oder die “Margin of Safety”, ist ein zentrales Konezpt des Value-Anlegers. Soll heißen, dass eine Anlage auch im Falle von “Worst-Case-Szenarien” mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht ihren Wert dauerhaft einbüßt. Doch welche praktischen Schritte werden ergriffen, um den Sicherheitsabstand einzuhalten?
Günstig kaufen: Wertpapiere, insbesondere Aktien, sollten nur dann gekauft werden, wenn der innere Wert deutlich unter dem Marktwert liegt. Typischerweise sollten Aktien gekauft werden, deren realer Buchwert oder konservativ kalkulierter Ertragswert deutlich (ca. 30%) über ihrem Börsenwert liegt.
Wachstumsunternehmen kaufen ohne für das Wachstum zu bezahlen: Jede Börsenphase hat ihre modischen Wachstumswerte. Gegenwärtig können wir hier sicher alternative Energien und Rohstoffwerte nennen. Die prognostizierten Wachstumspotenziale mögen sich realisieren oder nicht. Für den Value-Anleger zählt nur der aktuelle Wert eines Unternehmens. Sollte profitables Wachstum in der Zukunft erfolgen, ist das ein willkommener Sondereffekt, ein Bonus sozusagen. Langfrstige Wachstumsprognosen stellen erfahrungsgemäß einen erheblichen Risikofaktor dar.
Im Kompetenzbereich bleiben: Das tiefe Verständnis eines Unternehmens und seiner Branche trägt erheblich zur Risikominimierung eines Investments bei. Im Angelsächsischen nennt sich dies auch “Circle of Competence”. Jeder Anleger sollte die Grenzen seines “Circles” kennen. Es ist relativ unerheblich, ob diese Grenzen eng oder weit gezogen sind. Anlagen ausserhalb dieses Bereiches sind aber mit erheblich höherem Risiko behaftet.
Konzentration auf Qualität: Nur Unternehmen bester Qualität werden in das Portfolio aufgenommen. Dazu gehört sowohl die Bilanzqualität (geringe Verschuldung, hoher Bestand an flüssigen Wertgegenständen usw.) als auch die Qualität des Managements. Letztere ist in erster Linie daran zu messen, dass Ehrlichkeit und Offenheit in der Kommunikation gegenüber den Eigentümern (Aktionariat) an erster Stelle steht. Ein Management, welches öfter durch Ankündigungen auffällt, denen keine Ergebnisse folgen kann dieses Kriterium nicht erfüllen. Ganz zu schweigen natürlich von Managern, die mit Vorliebe “kreative Bilanzierungsmethoden”anwenden.
Kaufen und Halten: Börsenwerte schwanken. Volatilität ist eine Realität des Marktes, aber kein geeignetes Risikomaß. Wie schon Ben Graham schrieb: “In the short run the market is a voting machine. In the long run the market is a weighing machine.” Was heißen soll: Kurzfristig ist der Markt von Emotionen gesteuert, langfristig setzen sich aber werthaltige Unternehmen durch. Mittels einer konsequenten Strategie des Haltens von Werten mit Substanz kann Volatilität ausgeschaltet werden.
Keine gehebelten Anlagen: Die Verwendung von Kreditmitteln (“Leverage”) ist bspw. bei Hedge-Funds verbreitet, um die Performance eines Fonds zu verbessern. Da man aber nicht jedes Risiko ausschalten kann, werden bei Eintritt unwahrscheinlich aber sehr negativer Ereignisse (sogenannte Schwarze Schwäne) katastrophale Ergebnisse erzielt. In diesen Fällen wirken Kredithebel als direkte Rutschbahn in das Fegefeuer gefallener Investoren. Zu denken sei nur an Hedge-Funds wie Long Term Capital Management (LTCM) oder jüngst Bear-Stearns.
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