Wer am 1. Januar 1990 einen Betrag von umgerechnet 1.000 € (damals galt allerdings noch die DMark) in die SAP AG investierte, konnte Ende 2021 eine Summe von 165.635 € in seinem Depot verbuchen. Wer am Börsengang der Sartorius AG im Juli 1990 Aktien für 1.000 € erwarb, konnte sich etwas mehr als 31 Jahre später über einen Wert von 124.883 € freuen. Wer sich beim Börsengang im März 2000 an der Rational AG beteiligte, konnte in den folgenden 22 Jahren eine jährliche Rendite von 21,2 % beziehen.
Wer dagegen im Januar 1990 einen Betrag von 1.000 € auf die Commerzbank setzte, eine der damals führenden und angesehensten Banken in Deutschland, fand sich Ende 2021 mit mageren 235 € wieder. Die Spanne zwischen 165.635 € und 235 € beschreibt den Unterschied zwischen nachhaltigen, jahrzehntelangen Wettbewerbsvorteilen auf der einen Seite und strategischen Fehlentscheidungen in Verbindung mit widrigen äusseren Faktoren auf der anderen Seite.
Der DAX lieferte im gleichen Zeitraum immerhin eine durchschnittliche jährliche Rendite von 7,1% ab. In absoluten Zahlen betrachtet konnte ein Anleger 1.000 € in 8.872 € verwandeln. Ein durchaus respektables Ergebnis, doch kein Vergleich zu den Top-Performern. Es zeigt sich insgesamt, dass über die letzten 32 Jahre eine massive Streuung der Aktienrenditen zu beobachten ist. Sowohl an der Spitze wie auch am Ende des Ranking stehen ganz unterschiedliche Unternehmen. Auffällig ist allerdings, dass die beiden deutschen Grossbanken sich auf den beiden letzten Plätzen des Rankings wiederfinden, während sich an der Spitze ganz unterschiedliche Branchen tummeln. Nach SAP (Software) und Sartorius (Biotechnologie), folgen noch Puma (Sportartikel), Rational (Anlagenbau) und Fresenius (Medizintechnik).
Der Betrachtungszeitraum dieser Untersuchung beginnt am 1. Januar 1990 und endet 32 Jahre später, am 31. Dezember 2021. Analysiert wurden insgesamt 40 Unternehmen, die zwischen 1990 und 2020 mindestens 20 Jahre börsennotiert waren und am Ende des Betrachtungszeitraum über mindestens 5 Mrd. € Marktkapitalisierung verfügten sowie DAX/MDAX-Mitglied waren. Da manche Unternehmen in diesem Zeitraum, seit 32 Jahren börsennotiert sind und andere erst seit 20 Jahren, ergibt die Betrachtung der absoluten Renditebeträge eine gewisse Verzerrung. Eine Angleichung erfolgt daher über die durchschnittliche Jahresrendite, die aber ein recht ähnliches Bild abgibt:
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Auffällig ist eine gewisse Überrepräsentanz von Software- bzw. Technologieunternehmen in der Spitzengruppe.
Die Analyse der Treiber für die langfristige Performance führt denn auch zu interessanten Ergebnissen. Hier sei nur so viel verraten, dass die viele der landläufig angenommenen typischen Performancetreiber (z.B. Dividendenrendite) keine klare Rolle spielen. Während andere Faktoren, wie die Zusammensetzung des Aktionariats, Regulierungsintensität und Zusammensetzung des Aufsichtsrats statistisch signifikanten Einfluss ausüben. Die Analyse identifiziert Insgesamt 9 Faktoren, die einen statistischen Zusammenhang mit der langfristigen Aktienperformance aufweisen.
Die Analyse erscheint im August 2022 als Buch: Steffen Binder: Professionelle Aktienanlage. Ergebnisse und Analysen aus 30 Jahren Börsengeschichte. Schaeffer-Poeschl-Verlag, Stuttgart.
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