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Und die Grünen verstehen doch nichts von Wirtschaft…

Da meinte man jahrelang, dass die Grünen volkswirtschaftlich gebildet seien, sogar teilweise liberal gesinnt, und definitiv nichts mehr mit dem staatsfixierten Gesellschaftsbild der alten Tante SPD zu tun haben wollten. Es gab einen Oswald Metzger, einen Winfried Kretschmann, die immer wieder Vernünftiges äußerten. Doch die Zeiten ändern sich: Metzger rausgedrängt, Kretschmann marginalisiert und im Spiegel reiten die Grünen mal wieder gegen Hedgefonds wie einst Don Quixote gegen die Windmühlen. Ein gewisser Gerhard Schick, “finanzpolitischer Sprecher” der Grünen Bundestagsfraktion, sieht in den Hedgefonds unregulierte schwarze Löcher, die nicht nur das “internationale Finanzsystem” gefährden sondern gleich auch vorbildlich beleumundete deutsche Unternehmen in den Strudel rissen. Der Grüne Schick versteigt sich dann noch zu der Behauptung, dass ohne Hedgefonds das Geschäft mit den riskanten Kreditpaketen aus schlechten US-Hypotheken gar nicht in die Gänge gekommen wäre.

Herrn Dr. rer. pol. Schick scheint es entgangen zu sein, dass es nicht vorwiegend  “unregulierte” Hedgefonds waren, die in den letzten Monaten Milliarden an Abschreibungen aufgrund fahrlässiger Geschäfte mit gebündelten Subprime-Anleihen in US-Hypotheken zu verzeichnen hatten. Es waren die unter scharfer staatlicher Aufsicht stehenden Geschäftsbanken in Deutschland, Schweiz und USA, die kurzsichtig und von Gier getriebene Geschäfte tätigten. Allen voran sind in Deutschland die unter faktischer Staatsgarantie stehenden und größtenteils im öffentlichen Eigentum befindlichen Banken wie IKB, WestLB und SachsenLB in existenzielle Krisen gerutscht. Bestes Beispiel ist die WestLB : In den letzten fünf Jahren musste der Steuerzahler über 5 Mrd. € in die notleidende Bank einschießen, um für fahrlässige und waghalsige Geschäfte ihrer Manager (viele mit Parteibuch!) zu bezahlen. Nicht die Hedgefonds waren die größten Investoren bei US-Subprime-Hypotheken, sondern die Banken, vorneweg die deutschen Landesbanken, die nicht zögerten massenhaft SIVs (Sructured Investment Vehicles) zu eröffnen, um ihre spekulativen Geschäfte aus den Büchern zu halten.

Hedgefonds sind Anlagevehikel, die entstanden, weil normal regulierte Anlagefonds einer Vielzahl von Einschränkungen und Verpflichtungen unterliegen, die weder zum Wohl der Anleger noch der Volkswirtschaft sind. Hedgefonds spielen heute weltwirtschaftlich eine wichtige Rolle für die Liquidität und Stabilisierung der globalen Finanzmärkte. Sicherlich gibt es gute Gründe, eine höhere Transparenz im Hedgefonds-Sektor zu fordern, damit der Markt und im Notfall auch Aufsichtsbehörden auf erhöhte Risiken besser reagieren können. Doch man sollte nicht verkennen, dass die größten Gefahren für das internationale Finanzsystem von inkompetenten, bürokratisch geführten Banken drohen, die oftmals unter direktem Einfluss des Staates stehen. Aktuell denke man nur an das katastrophale Risikomanagement der französischen Societé General, eines hochgelobten “nationalen Champions” der Franzosen.

Angesichts dieser Lage sollten die Grünen und allen voran Herr Dr. rer. pol. Schick vielleicht vor der eigenen Haustüre kehren und die Privatisierung der Landesbanken und Sparkassen vorantreiben, statt großspurig wieder die alte Leier der Bedrohung durch die böse internationale Hochfinanz zu bringen. Ach ja, und vielleicht sollte er wieder einmal mit Oswald Metzger telefonieren, seinem verfemten Ex-Kollegen aus Baden-Württemberg. Möglicherweise hätte der ein paar gute Tipps für zukünftige Spiegelartikel – liberal, aufgeklärt, fortschrittlich, wie man es eigentlich von Grünen aus Baden-Württemberg erwartet.

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