Hier ein Beitrag mit volkswirtschaftlichem Einschlag, den ich ursprünglich auf meinem anderen Blog SpontaneOrdnung veröffentlicht habe. Aber ich denke, er passt auch ganz gut auf dieses Investment-Blog. Denn Produktivität ist auch der Schlüssel eines langfristig erfolgreichen Unternehmens:
Was lässt Wohlstand wachsen? Es ist die steigende Produktivität der menschlichen Arbeit. Nichts anderes als der Output pro geleistete Arbeitsstunde ist der Schlüssel unseres Wohlstands. Wie viele Salatköpfe, Autos, Computer, Handys pro Tag produziert werden können, bestimmt deren Verfügbarkeit für die Bevölkerung und somit auch den Preis. Ein steigendes Angebot lässt die Preise aller Güter sinken.
Doch was lässt unsere Arbeitsproduktivität steigen? Die wesentlichen Faktoren sind Arbeitsteilung, Technologie und verbesserte Methoden. Erst als – vor tausenden von Jahren – die Menschen begannen, sich nach unterschiedlichen Berufen zu differenzieren, stieg die Produktion sprunghaft an. Neue Technologie und bessere Methoden taten das ihrige dazu. Die marktwirtschaftliche Organisation koordinierte Millionen von Produzenten und Konsumenten. Nur so wurde es möglich, Milliarden von Menschen mit Nahrung, Häusern, Mobilität usw. zu versorgen.
Doch seit einigen Jahrzehnten steigt die Produktivität – insbesondere in den westlichen Ländern – immer langsamer. Seit den 70er Jahren hat sich das Produktivitätswachstum schneckenartig verlangsamt. Teilweise wurde es sogar negativ.
Viele Menschen klagen darüber, dass ihr gefühlter Wohlstand nicht mehr steigt. Und hier liegt die Ursache: Während in der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg die Produktivität Jahr für Jahr um 6% oder mehr stieg, liegen wir heute fast an der Nulllinie. Der Kuchen wächst nicht mehr. Und wenn der Kuchen nicht mehr wächst, dann lässt sich auch immer weniger verteilen. Die Linke glaubt, dass es ein Verteilungsproblem gibt. Aber das stimmt nicht – jedenfalls für die meisten westlichen Länder. Es gibt ein Wachstumsproblem und das ist gravierend.
Doch woran liegt es? Eine Frage, die nicht einfach beantwortet werden kann. Denn Produktivität wird von einem sehr komplexen Set von Faktoren beeinflusst. Einige Wissenschaftler befürchten, dass wir schlichtweg am Ende unserer Innovationsmöglichkeiten angekommen sind – Dampfmaschine, Auto, Flugzeug, Antibiotika, Computer und Internet sind bereits erfunden. Viel kann nicht mehr kommen.
Andere halten das für unwahrscheinlich, denn eigentlich sollten solch relativ neue Innovationen wie Computer und Internet einen nachhaltigen Einfluss auf das Produktivitätswachstum haben. Doch die Kurven zeigen nach unten – trotz digitaler Technologiesprünge.
Wahrscheinlicher ist es daher, dass wir Faktoren geschaffen haben, die – trotz technologischer Sprünge – die Produktivität schmälern und hemmen. Dazu gehört eine Vielzahl staatlicher Regulation, Vorschriften, Zölle, die Handel und Austausch behindern, und auch eine “selbstzufriedene” mentale Einstellung, die uns konservativ und behäbig macht. Heute kostet es beispielsweise Milliarden ein neues Medikament an den Markt zu bringen: Klinische Tests, Zulassungverfahren usw. sind so teuer und dauern so lange, dass nur die größten Pharmakonzerne damit erfolgreich sind. Im Ergebnis kommen Innovationen erst viele Jahre verspätet auf den Markt oder schaffen es gar nicht zur Marktreife. Das gleiche Phänomen kann man in vielen anderen Branchen beobachten. Innovationen ersticken, verlangsamen sich oder werden schnell verboten.
Doch wenn wir Verteilungskämpfe vermeiden wollen, dann muss der Kuchen wieder wachsen. Deregulierung, Entbürokratisierung und eine offene Haltung gegenüber neuen Technologie und Veränderungen sind die entscheidenden Erfolgsfaktoren.
Comments