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Wenn Genauigkeit zum Problem wird

Welche Stadt hat mehr Einwohner – Milwaukee oder Detroit? Eine typische Frage für die Wer-wird-Millionär-Show. Wissenschaftler haben festgestellt, dass nur 60% amerikanischer Studenten die Frage auf Anhieb richtig beantworten. Im Vergleich dazu lagen aber 90% der befragten Deutschen richtig. Wie kommt es, dass die Deutschen, von denen viele noch nie von Milwaukee gehört haben, besser lagen als die Amerikaner? Sie benutzen eine simple Heuristik: Ich habe noch nie von Milwaukee gehört, aber Detroit kenne ich, also muss es grösser sein. Die US-Studenten nutzen dagegen ihr Faktenwissen und werden häufiger in die Irre geleitet, weil ihre abgespeicherten, scheinbar präzisen Fakten, daneben leigen. Gerd Gigerenzer, Wissenschaftler am Max-Planck-Insitut, hat diese Art von Entscheidungen erforscht. Und er zeigt, dass in vielen Situationen – gerade auch im Kontext der Wirtschaft – Heuristiken besser funktionieren als exakte Analysen. Oder wie Buffett sagt: Besser ungefähr richtig liegen als exakt falsch.


Das Ausfiltern von unnützen Fakten, der Verzicht auf übergenaue Analysen würde auch so manchem Finanzanalysten guttun. Genauigkeit wird zur Falle, wenn man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht. Jedesmal wenn ich einen Analystenbericht zur Hand nehme und sehe, wie die Free Cashflows bis zum Jahre 2030 prognostiziert werden und darüber hinaus dann noch präzise Annahmen für die Restwertberechnung getroffen werden, würde ich den Herrschaften gerne den Link zum Gigerenzer-Video oben senden…

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