Die Geldnotendruckereien laufen auch Hochtouren und Politiker kennen keine Grenzen mehr bei der Verschuldung. Die Zentralbanken kaufen Schrottanleihen, um die Geldmenge zu erhöhen und die Bank of E
ngland schickt sogar das frisch gedruckte Geld direkt in die Downing Street. All das wird derzeit in der Öffentlichkeit mit einem Achselzucken quittiert, denn die Strategie heisst ja “Whatever it takes“. Fragen werden nicht mehr gestellt, da man sich ja (wieder einmal) in der grössten und schlimmsten Krise seit Menschengedenken wähnt.
Als Investor sollte man sich daher ein paar Gedanken über Währungsrisiken machen. Das Thema ist nicht sehr beliebt bei Valueinvestoren, da man ja gerne bei Makrofaktoren wegschaut und sich auf den inneren Wert von Unternehmen konzentriert. Doch es ist ein Fakt, dass fast alle Investoren erhebliche Währungsrisiken in ihren Portfolios herumschleppen. Daher hier meine fünf Cent – vor allem in Bezug auf den Euro – da diese Währung für mich die wichtigste Variable im Portfolio darstellt:
Ob der Euro als Währungsunion überlebt oder nicht, ist eine rein politische Entscheidung. Es gibt weder in die eine noch andere Richtung eine ökonomische Zwangsläufigkeit. Die Regierungen und die EZB können den Euro weiterleben lassen, da genügend Instrumente bestehen, die Geldmenge weiter aufzublähen. Es ist aber auch denkbar, dass der politische Goodwill bei den nördlichen Ländern irgendwann aufgebraucht ist und das Ende mit Schrecken einem Schrecken ohne Ende politisch vorgezogen wird.
Wenn der Euro überlebt, wird er definitiv eine «Weichwährung» zumindest gegenüber dem Franken, wahrscheinlich auch in Bezug auf den USD und andere Drittwährungen. Warum? Die EZB wird mehr und mehr die Schulden der Südländer subventionieren und vergesellschaften, da ein Bankrott von Italien, Spanien oder Frankreich undenkbar ist in einer gemeinsamen Währung. Eventuell wird es auch Eurobonds in der einen oder anderen Form geben. Der Euro wird also langfristig an Wert gegenüber den meisten Referenzwährungen einbüssen, was ja auch schon in den letzten Jahren passiert ist.
Wenn der Euro nicht überlebt und es zum Bruch der Eurozone kommt, werden DE, NL usw. eine massive Währungsaufwertung sehen und IT, FR, ES eine massive Abwertung. Was sind die Folgen? Mit einem Schlag sind alle Assets aus den Südländern weniger wert und aus Nordländern mehr (gemessen am alten Euro-Wert). Unternehmen aus den Weichwährungsgebieten werden aber wegen des verbilligten Exports mittelfristig wettbewerbsfähiger, während nordische Unternehmen auf Grund der Aufwertung Probleme bekommen.
Alles in allem sehe ich die Problematik bei Aktien nicht so gravierend. Insbesondere bei Bluechips haben wir schon heute eine sehr starken Währungsmix: Umsätze und Gewinne fallen weltweit an und insofern besteht eine grosse Diversifizierung. Auch die Produktionsstandorte sind global verteilt. Das gilt für viele Mittelständler vielleicht nicht so stark, aber tendenziell sind auch dies Small und Mid Caps globalisiert. In jedem Einzelfall können aber massive Verwerfungen und Risiken aus einem Bruch der Eurozone entstehen.
Das grössere Problem im Portfolio sind dagegen festverzinsliche Anlagen und Cash, da diese in einem Weichwährungsszenario immer stärker an Wert verlieren werden als Bonds oder Barreservern aus CH, USA, ggf. auch UK usw. Sollte die Eurozone auseinanderbrechen, stellt sich sofort die Frage, in welchen neuen Währungen bestimmte Assets denominiert werden.
Was sind die Konsequenzen? Bei Aktien sehe ich keinen allzu grossen Handlungsbedarf. Bei Festverzinslichen und Cash ist eine stärkere Diversifizierung Richtung CHF, USD, GBP usw. hilfreich, um die Risiken zu minimieren oder zumindest zu diversifizieren.
Problem ist natürlich, dass Cash welches in USD oder anderen Drittwährungen gehalten wird, nicht für den täglichen Konsum zu gebrauchen ist. D. h. nehmen wir mal an, man diversifiziert 40% des Cashs/Bonds in USD und der USD fällt (aus welchen Gründe auch immer) dann entstehen unweigerlich grosse Verluste, wenn USD für die Lebenshaltung in Euro umgetauscht werden müssen.
Ein weiteres Szenario ist auch die Inflation der Konsumentenpreise (bisher hatten wir ja vor allem eine Inflation der Assetpreise), die durch eine solche starke Erhöhung der Geldmenge entstehen kann. Hier können auch Aktien stark in Mitleidenschaft gezogen werden, insbesondere von Unternehmen, die ihre steigenden Einkaufspreise nicht an die ihre Kunden weitergeben können.
Eine weitere Möglichkeit ist noch die Diversifizierung in andere Assetklassen. Wobei für mich intransparente und nicht-liquide Anlagen wie Private Equity oder Hedgefonds ausgeschlossen sind. Das gleich gilt für Rohstoffe. Bleiben also Immobilien, die interessante Chancen bieten, wenn es im Zuge der Coronakrise zu einer Korrektur kommt und damit die Mietrenditen wieder attraktiv werden.
Das Fazit in drei Punkten:
Kurz bis mittelfristig bei Bonds und Cash mehr Diversifikation; definitiv keine Anleihen von südländischen (Eurozone) Unternehmen oder Staaten erwerben.
Bei Aktien mittelfristig den relativ hohen Anteil an Euroland-Aktien reduzieren.
Diversifizierung in Immobilien prüfen
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